(15. März 2018) - Ein ganzer Samstag in der dritten Dimension

Ein ganzer Samstag in der dritten Dimension

(15. März 2018) 9:00 Uhr morgens, am 17. Februar 2018 strömen zahlreiche Besucher, wie Augenoptiker, Hörgeräteakustiker, Orthopädietechniker und Zahntechniker ins Bildungs- und Technologie Zentrum der Handwerkskammer Berlin. Die Mitteldeutsche Zahntechniker Innung und die Handwerkskammer Berlin haben zum 3D-Druck Anwendertag der Gesundheitshandwerke geladen. Im Foyer stehen 6 Aussteller bereit, die heute Ihre 3D-Drucker und Produkte präsentieren. Der Andrang früh am Morgen signalisiert großes Interesse der Besucher. Der Hauptgeschäftsführer der HWK, Jürgen Wittke, begrüßt die Teilnehmer, geschätzt knapp 200 an der Zahl. Unkonventionell und doch sehr professionell moderiert Dr. Justus Bobke durchs Programm. So stellt eingangs Stefanie Brickwede die 3D-Druck Aktivitäten der Deutschen Bahn in ihrer Keynote vor. Die Bahn will den Zug 3D-Druck nicht verpassen, sie stellt schon seit Jahren individuelle Ersatzteile für Züge her, die es auf dem Markt nicht mehr gibt. Und es werden von Jahr zu Jahr mehr.

Fotos: Konstantin Gastmann

Dr. Sascha Peters von der Zukunfts-agentur Material und Technologien Berlin breitet einen bunten Fächer aller möglichen Material- und Druckverfahren aus. Er erweitert den 3D-Druck um eine Dimension, quasi die 4te und zeigt gedruckte Strukturen, die sich verformen durch Feuchtigkeit oder Licht. Das lässt auf phantastische Möglichkeiten hoffen, die Visionen bis hin zu gedruckten lebenden Geweben denkbar machen.

In den Pausen trifft man Bekannte, die Handwerker und Besucher diskutieren angeregt über eben dargestellte Technologien.

Der zweite Teil ist "zahnlastiger". Sebastian Spintzyk, Zahntechniker der Universitätsklinik Tübingen, stellt in seinem Vortrag die verschiedenen Einsatzgebiete in der Klinik dar, von der Lehre, über die Forschung bis zur Versorgung gibt er Einblick in die Forschungsarbeit seiner Fakultät. An Modellbeispielen von Provisorien und der Epithetik wird veranschaulicht, dass schon vieles geht, aber auch hier wird klar, dass im Einsatz des 3D-Drucks die Problematik des Materials noch einer intensiven Entwicklung bedarf. So ist es möglich auch Silikone in 3D zu drucken, die Qualität ist aber herkömmlichen Materialien noch unterlegen.

Es folgt ein lebendig gehaltener Vortrag des Schweizer Zahntechnikermeisters Vanik Kaufmann-Jinoian, der mit Begeisterung seine Kunden mit Produkten aus dem 3D-Druck versorgt und mittlerweile effiziente Produktionsverfahren in der Praxis umsetzt.

Nach diversen Experimentier- und Lernphasen sind in seinem Labor vier verschiedene Drucker im Einsatz, eine bezahlbare Software dafür hat er mitentwickelt, da die Luxus Software von "Materialise" aus Belgien von Handwerkern kaum bezahlbar ist. Seine Übersicht über die Anschaffungs-Kriterien macht die Teilnehmer nachdenklich, jedoch springt sein Enthusiasmus für diese 3D-Technik auch unverkennbar auf das Publikum über. Er demonstriert einen umfangreichen Einblick in den gelebten 3D-Druck-Alltag seines Labors.

In der Mittagspause wird gespeist und heftig diskutiert. Dann folgt eine kurze Podiumsdiskussion der Referenten und Gäste. Hier zeigt sich deutlich, dass der 3D-Druck Lösungen bietet, für die die Handwerker kein Problem haben. Die Ausbildung im Bereich CAD/CAM muss angegangen werden, ohne Verständnis der Zusammenhänge und Prozesse wird das Handwerk zukünftig nicht mehr auskommen. Zudem zwingt auch der Fachkräftemangel das Handwerk, sich neuen Technologien zu öffnen.

Wichtig ist es, die technische Entwicklung im Auge zu behalten, denn eins ist klar, beim 3D-Druck ist noch sehr viel Entwicklungspotential möglich, da liegt es am Gespür der Unternehmer, im richtigen Moment auf den Zug aufzuspringen.

Nach der Diskussion im Saal stellen die Firmen ihre Geräte und deren Möglichkeiten nochmal in kleinen Workshops vor, das Angebot wird gut angenommen.

Ein lehrreicher Tag geht zu Ende, Besucher, Aussteller und Veranstalter sind sehr zufrieden, es hat sich gelohnt am Sonnabend mal so früh ins BTZ zu kommen. Mit fast 200 Besuchern war der 3D-Druck Anwendertag ein voller Erfolg! Dank an die Organisatorinnen der Mitteldeutschen Zahntechniker Innung und der HWK Berlin! Spätestens in zwei Jahren sollte es ein Update der Veranstaltung geben!

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